Zweiter Abschnitt.
Die Erde.
I. Die Erdtheile.
A. Europa.
1. Die Niederlande. *)
Seht hier westlich von Deutschland die Niederlande, ein sehr tief
gelegenes Land, nördlich und westlich von der Nordsee umgeben.
Nur der südliche Theil ist gebirgig. Seit dem Jahre 1813 bildeten
die Niederlande nur ein Königreich; aber im Jahre 1830 riß sich der
südliche Theil los, bildete ein besonderes Königreich unter dem Namen
Belgien und wählte sich einen deutschen Fürsten, einen Prinzen von
Sachsen-Koburg, zum Könige. Seit dieser Zeit bestehen die Nieder-
lande aus zwei Königreichen: Belgien und Holland.
Belgien (534 Quadratmeilen mit 41/4 Millionen größtentheils
katholischer Bewohner) ist ein ungemein fruchtbares Land, reich an
Getreidefeldern und Wiesen, und besitzt sehr reiche Steinkohlengruben.
Zweige der Ardennen durchziehen den südlichen Theil Belgiens. Die
Residenzstadt Brüssel mit mehr denn 189,000 Einwohnern und Ant-
werpen mit über 126,000 Einwohnern sind bedeutende Handelsstädte.
Holland (620 Quadratmeilen mit 3% Millionen vorherrschend evan-
gelischer Bewohner) ist sehr wasserreich und sumpfig, von vielen Ka-
nälen durchschnitten und durch ungeheure Dämme gegen die Wasserfluthen
geschützt. Es fehlt festes Gestein und Quellwasser, weite Torfstrecken er-
setzen den gänzlichen Mangel an Waldungen. Die Holländer, wie der
größte Theil der Belgier sind Niederdeutsche. Ihre Hauptbeschäfti-
gungen bestehen in Handel, in Schifffahrt, Viehzucht und Gartenbau.
Die Residenz des Königs von Holland ist Haag, unweit der Nord-
see. Die bedeutendste Stadt Hollands ist aber Amsterdam; denn sie
hat über 261,000 Einwohner und ist eine der wichtigsten Handels-
städte Europas.
Wer so nach Holland kommt, die Menschen und ihr Leben sieht,
ihre Tüchtigkeit, Kühnheit, Zweckmäßigkeit, Nettigkeit, Klarheit in allem:
der steht still und wundert sich. Alles dies, dieses reiche Land, diese
prächtigen Städte, diese städtegleichen Dörfer hat der denkende Mensch
aus dem Schlamme herausgehoben und zum Theil den Wogen des
Meeres abgewonnen. Aber wie soll man diese Menschen beschreiben?
Wenn man in die holländischen Städte und Dörfer tritt und die Leute
dort so still und langsam, so nett und reinlich dabei, als hätten sie
*) Bevor die Beschreibung der Niederlande, so wie die eines jeden der übrigen Län-
der Europas gelesen wird, muß mit Hülfe der Karte Europas eine Orientirung der
Schüler in den Hauptsachen des :e. Landes bereits erzielt sein.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Niederlande Deutschland Niederlande Nordsee Niederlande Belgien Sachsen-Koburg Belgien Holland Belgien Belgiens Holland Holland Hollands Europas Holland Niederlande Europas Europas
328
der Bär lebt aber selbst in südlichen Gebirgen; Skandinavien allein hat
den Vielfraß. Sehr reich sind die nördlichen Gewässer an wildem
Geflügel; besonders wichtig darunter ist in Norwegen die Eidergans.
Bienenzucht ist sehr wichtig. —
Gold liefern nur die Karpathen, wenig die Alpen und andere
Gebirge; Silber ist weit verbreitet, noch mehr aber Kupfer, Eisen
und Blei; Quecksilber trifft man in Spanien, in den Kramer Al-
pen und in Rheinbayern; Zinn in England, weniger im Böhmisch-
Sächsischen Erzgebirge. Groß ist die Menge von Steinkohlen
(England, Frankreich, Niederlande, Deutschland) und Salz (Galizien,
Deutschland, Ungarn, England). An Salpeter, Alaun, Vitriol
und Schwefel ist kein Mangel; Edelsteine sind aber nicht von Wich-
tigkeit; hingegen besitzt Europa schätzbare Thonarten, Walkererde,
Reißblei, den herrlichsten Marmor, Alabaster und viele andere nutz-
bare Mineralien. Höchst wichtig ist für das holzarme Tiefland der reiche
Vorrath von Torf. An Mineralquellen hat Europa einen Reichthum.
Seine erste Bevölkerung hat Europa von Asien aus erhalten.
Ihre jetzige Zahl kann man auf 302 Millionen rechnen. Die Euro-
päer bestehen aus Völkerschaften verschiedener Abstammung und reden
mehrere ganz von einander verschiedene Sprachen. Diese sind aber
größtentheils aus 3 ältern Sprachen entstanden, nämlich aus der
lateinischen die italienische, französische, spanische und portu-
giesische — aus der germanischen die deutsche, holländische,
englische, dänische und schwedische — und aus der slavischen
die russische, polnische, böhmische, illirische u. s. w.
Mit Ausnahme der Türken, welche sich zum Islam*) bekennen,
herrscht überall die christliche Religion5 und zwar die katholische
in Italien, Frankreich, Süd- und Westdeutschland, Belgien, Spanien,
Portugal, Ungarn und Polen — die griechisch-katholische in
Griechenland und Rußland — die evangelische in Norddeutschland,
Holland, England, Dänemark, Norwegen und Schweden. — Juden
leben — mit Ausnahme von Norwegen — in allen Ländern Europas,
und im höchsten Norden, in Lappland, giebt es noch Heiden.
Nach seiner politischen Eintheilung zählt Europa mehr als
60 verschiedene Staaten. Unter diesen Staaten giebt es 6 Groß-
mächte: England, Frankreich, Rußland, Deutschland, Österreich-
Ungarn und Italien.
In der Hand dieser Großmächte liegt das Schicksal Europas. Sehr
groß ist aber auch der Einfluß Europas auf die anderen Erd theile;
denn Frankreich hat in Nordafrika den ehemaligen Raubstaat Algier
erobert und hier, wie in den übrigen Erdtheilen, Colonien gegründet.
Colonien besitzen ferner noch Spanien, Portugal, Holland, Ruß-
land, Dänemark und Schweden. Wichtiger aber, als alle diese sind
Englands außereuropäische Besitzungen; denn außerdem, daß es die
Herrschaft auf allen Meeren erobert, und das reiche Indien unterworfen,
*) Islam — die Glaubenslehre Muhamebs.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Norwegen Spanien Kramer_Al- Rheinbayern England Böhmisch-
Sächsischen_Erzgebirge England Frankreich Niederlande Deutschland Galizien Deutschland Ungarn England Europa Europa Europa Asien Italien Frankreich Westdeutschland Belgien Spanien Portugal Ungarn Polen Griechenland Norddeutschland Holland England Norwegen Schweden Norwegen Europas Lappland Europa England Frankreich Deutschland Ungarn Italien Europas Europas Frankreich Nordafrika Algier Spanien Portugal Holland Schweden Indien
307
Königreich Neapel der Yesuv, und auf der Insel Sicilien der Ätna.
Noch interessanter aber ist der Montblank im Herzogthum Savoyen
in Oberitalien, der 45 94"1 über der Meeressläche sich erhebt
und mit ewigem Schnee bedeckt ist — daher sein Name Montblank
(^weisser Berg). Er ist der höchste Riesenberg in ganz Europa.
In den wilden Gebirgsgegenden ist freilich auch in Italien die
Luft ziemlich rauh; aber wie mild, wie warm, wie angenehm weht
sie nicht dagegen auf dem ebenen Lande, besonders gegen das See-
gestade hin! In den südlichen Gegenden herrscht ein ewiger Frühling;
man glaubt da öfters in dem lieblichsten Garten, in einem Paradiese
zu sein, wo die Natur in ihrer vollen Schönheit prangt, und dem
Menschen nichts mehr zu wünschen übrig lässt. Es wachsen da auf
freiem Felde Mandeln, Kastanien, Feigen, Ölbäume, Pomeranzen,
Citronen und andere edle Früchte, auch alles Obst, das wir in un-
sern Gärten finden, doch im südlichen Italien nicht so gut, als bei
uns, weil es dort unsern Obstarten zu heiss ist; ferner Lorbeer*
bäume, Granatäpfel, Johannisbrod und Süssholz. Nie schneit es in
den Thälern des südlichsten Italiens, und noch gegen die Mitte hin ist
der Schnee selten. Ja im Januar kann man die Lazaroni (die
Eckensteher Neapels) und die Landleute auf den Gassen liegend und
ihren Mittagsschlaf haltend finden, wie im Sommer; auf einem Spazier-
gange kann man dort um Weihnachten in den Fall kommen, einen
Schirm aufzuspannen, um sich gegen die drückende Hitze zu schützen.
Mit zahmen und wilden Thieren ist Italien reichlich versehen.
Man trifft da Rindvieh, Büffel, Pferde, Schafe, Schweine, Ha-
sen u. s. w. an, wie bei uns, und ausserdem noch Bären, Gemsen,
Murmelthiere und Salamander (eine Art unschädlicher Eidechsen).
Auch fehlt es nicht an Taranteln (eine Art Spinnen) und Scorpionen,
deren giftige Stiche entsetzlich schmerzen und sehr gefährlich sind.
Das schöne Italien ist so stark bevölkert, dass im Ganzen auf
5940 Quadratmeilen 25 Millionen Bewohner kommen, welche sich zur
katholischen Kirche bekennen. Italien bestand früher aus meh-
reren Staaten. Seit dem Jahre 1859 sind jedoch in Folge eines Krieges
zwischen Sardinien und Österreich, worin die Österreicher durch
französische Hülfe besiegt wurden, auf der Halbinsel gar bedeutende
Veränderungen vorgegangen. Österreich verlor die Lombardei mit
der Hauptstadt Mailand und 1866 auch Vkuktlku mit der Hauptstadt
Venedig, welche an Sardinien übergingen. Der König von Sar-
dinien setzte sich in den Besitz von fast ganz Italien und führt seitdem
den Titel: „König Von Italien“. Ausgenommen von dem neuen König-
reiche Italien sind nur noch: das Herzogthum Sdvoyen mit d»r Haupt-
stadt Nizza, welches an Frankreich abgetreten wurde.
Die Hauptstadt Italiens, zugleich die Residenz des Köuigs von
Italien und des Oberhauptes der katholischen Kirche, des Papstes,
ist die altehrwürdige Stadt Rom mit etwa 247,000 Einwohnern.
Nächst Rom sind die bedeutendsten Städte: Turin, mit 180,000einw.—-
20*
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sicilien Herzogthum_Savoyen Oberitalien Riesenberg Europa Italien Italien Johannisbrod Italiens Neapels Italien Italien Italien Sardinien Mailand Venedig Sardinien Italien Italien Nizza Frankreich Italiens Italien Rom Rom
327
Anhöhen, Hügel und Landrücken findet; dagegen besteht der übrige Theil
von Europa aus Gebirgs- und Hochland, wovon jedoch die große
ungarische und lombardische Ebene eine Ausnahme machen.
Das höchste Gebirgsland Europas ist die Schweiz, von wo
der Boden sich nach allen Seiten zu senkt und endlich gegen die Nord-
und Ostsee in flache Tiefebenen, welche die ebensten und niedrigsten
Länder Europas bilden, ausläust. Das größte europäische Gebirge sind
die Alpen in der Schweiz und in Italien, welche sich von da in
viele Äste nach verschiedenen Richtungen ausbreiten.
Mit Einschluß der Inseln, welche über 14,000 Quadratmeilen
enthalten, schätzt man den Flächeninhalt Europas auf 182,000
Quadratmeilen. —
In Hinsicht der Witterung bemerken wir in Europa eine große
Verschiedenheit. Die Wärme nimmt nicht im Allgemeinen bloß nach
Norden, sondern auch nach Osten ab. Die Westwinde bringen
Feuchtigkeit und Regen, die Ostwinde Trockenheit, die Südwinde
Wärme, die Nordwinde Kälte. Die Ostwinde steigern eben so wohl
die Sommerhitze als die Winterkälte; die Westwinde aber mildern die
Hitze im Sommer, wie die Kälte im Winter. In den westlichen Ge-
genden regnet es häufiger, als in den östlichen und südlichen — und
wenn auch während des Sommers im Süden die Wärme und wäh-
rend des Winters im Norden die Kälte groß ist, so ist sie doch er-
träglich und mit Recht sagt man daher: Europa hat im Ganzen ein
gemäßigtes Klima.
In Rücksicht des Klimas kann man es von Süden nach Norden
in 3 Erdstriche eintheilen: 1. in den warmen, wo der Citronenbaum
fortkommt (Portugal, Spanien, Süd- und Mittelitalien, Griechenland
und die südliche Türkei); 2. in den gemäßigten, wo der Getreide-
und Obstbau durchgehends gedeihen (Frankreich, Großbritanien, Nieder-
lande, Deutschland, Schweiz, Ungarn, Süd- und Mittelrußland, Däne-
mark und das südliche Schweden und Norwegen; 3. in den kalten,
wo das Pflanzenleben immer mehr abnimmt und nur Rennthiermoos,
isländisches Moos, Preiselbeeren, Wachholderbeeren, zwerghafte Kiefern
und Birken fortkommen (Nordskandinavien und Nordrußland bis zum Ural).
Bis auf den Hund, den treuen Begleiter der Menschen, und das
Rennthier verschwinden hier auch alle Hausthiere, welche sonst in
ganz Europa zienllich dieselben sind. Jedoch hält man den Esel nur
in der südlichen Hälfte, Kameele nur in einzelnen Gegenden der Türkei
und im Süden Rußlands, im äußersten Norden dagegen das Renn-
thier. Von den wilden Thieren findet sich das wilde Schaf (Argali)
noch in Korsika und Sardinien, der Auerochse noch in einem Walde
Westrußlands, daß Elenthier in Rußland und Preußen; der Stein-
bock auf den Alpen ist aber fast ausgestorben. Eine kleine Affenart
lebt auf den Felsen von Gibraltar in Spanien. Hirsche, Rehe
und wilde Schweine sind fast überall, die nördlichsten Gegenden
ausgenommen. Dem Norden sind die eigentlichen Pelzthiere eigen;
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Schweiz Europas Italien Europas Europa Europa Portugal Spanien Mittelitalien Griechenland Frankreich Deutschland Schweiz Ungarn Schweden Norwegen Nordrußland Europa Süden_Rußlands Korsika Sardinien Westrußlands Spanien
459
werden. Doch der blutigste Kampf mußte noch mit den Österreichern
um die Festung Mantua geführt werden. Von Neuem blieb Napoleon
Sieger in der dreitägigen Schlacht bei Arcóle (15.—17. Nov.) nach
den furchtbarsten Anstrengungen, und nachdem er selbst fast das Opfer
seines kühnen Muthes geworden war. Der Erzherzog Karl konnte
Italien nicht mehr retten, und der Friede von Campo Formio (Okt.
1797) machte dem Krieg ein Ende. Mit unbeschreiblicher Begeisterung
ward der Mann, durch desien Talent die Franzosen gesiegt hatten, in
Frankreich aufgenommen und mit Ehrenbezeugungen überhäuft.
Nichts desto weniger fand Napoleon unter seinen Mitbürgern großen
Neid, ja Haß. Der Wann, welcher so leicht Sieg an Sieg knüpfte,
schien vielen gefährlich, und erwünscht kam es daher diesen, daß er
selbst einen Plan entwarf, welcher ihn aus Frankreich entfernte. Nur
ein Feind nämlich war noch unbesiegt von den Franzosen und mochte
mit diesen nicht Frieden schließen: England. Gegen dieses Land be-
gannen jetzt die furchtbarsten Rüstungen, überall sammelten sich Truppen
und in allen Häfen Kriegs- und Lastschiffe. Doch Nicht in England
selbst dachte Napoleon zu landen, sondern dieses Land da anzugreifen,
woher es seine meisten Reichthümer bezog, in Ostindien. Und um
dort der Herrschaft der Engländer ^ ein Ende machen zu können, wollte
er beginnen mit der Eroberung Ägyptens. Dahin also segelte er
am 19. Mai 1798 mit einer ansehnlichen Flotte, gewann die Insel
Malta durch Verrath und landete glücklich am 1. Juli an der ägyp-
tischen Küste bei Alexandrien. Und im Angesicht der ungeheuren
Pyramiden, die Jahrtausende gestanden,hatten, erfocht Napoleon seinen
ersten Sieg, worauf er siegreich ganz Ägypten durchzog. Unterdessen
ward die französische Flotte von dem englischen Admiral Nelson an
der ägyptischen Küste bei Abukir am 2. Aug. 1798 vernichtet. Der
französische Admiral Brueyes flog mit seinem Admiralschiff und elf-
hundert Mann Besatzung in die Luft. Türken und Engländer zogen
in gewaltigem Heere von Syrien heran. Und ob auch Napoleon ihnen
zuvorkam, so war er doch in Syrien nicht glücklich; Hunger, Pest und
Klima rieben sein Heer auf. Zu gleicher Zeit wurden in Europa, wo
sich eine neue große Verbindung gegen Frankreich geschlossen hatte, alle
französischen Heere geschlagen, alle Eroberungen gingen verloren, und
im Innern Frankreichs selbst herrschte große Unzufriedenheit. Da be-
sann sich Napoleon keinen Augenblick, verließ sein Heer, bestieg ein
Schiff, entging den ihn verfolgenden Engländern wie durch ein Wunder
rmd war in Paris, ehe man es sich versah. An der Spitze der Sol-
daten gab er Frankreich noch im Jahr 1799 eine neue Verfassung und
nahm als der erste der drei Consuln die oberste Gewalt an sich.
Bald stellte er auch das Glück der französischen Waffen wieder her und
rettete Frankreich von der drohenden Gefahr. Denn er stieg über den
St. Gotthardsberg nach Italien und erfocht am 14. Juni 1800 den
glänzenden Sieg bei Marengo, und schon im Jahre 1801 brachte
er den für Frankreich äußerst vortheilhaften, für Deutschland in seinen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Napoleon Napoleon Napoleon Admiral_Nelson Admiral_Brueyes Napoleon Napoleon Marengo
Extrahierte Ortsnamen: Mantua Italien Frankreich Frankreich England England Ostindien Malta Syrien Syrien Europa Frankreich Frankreichs Paris Frankreich Frankreich Gotthardsberg Italien Frankreich Deutschland
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
11
§ io. Deutschland im allgemeinen.
Im S. wird es durch das Mittelländische Meer, welches mit dem Schwar-
zen Meere in Verbindung steht, von Afrika geschieden. Im W. bespült
es der Atlantische Ozean, der im Busen von Biscaya swißkäjaj, in der
Nord- und Ostsee weite Einschnitte in den Erdteil macht. Im N. grenzt
es an das Nördliche Eismeer, welches mit dem Weißen Meere in das
Land einschneidet. — b. Gliederung. Europa ist der gegliedertste Erdteil.
Die wichtigsten Halbinseln sind: die Skandinavische Halbinsel, Jütland,
die Pyrenäische Halbinsel, die Apenninische Halbinsel, die Balkan-Halbinsel
mit dem Peloponnes und die Halbinsel Krim. — c. Bodengestaltung
und Bewässerung. Europa ist im N. und S. gebirgig. Das höchste
Gebirge, die Alpen, liegt zwischen Italien und Deutschland und zieht sich
in einem Bogen vom Mittelländischen bis zum Adriatischen Meere und zur
Donau hin. Durch die Mitte Europas erstreckt sich vom Atlantischen
Ozean bis zum Urälgebirge eine weite Tiefebene, die nach O. immer
breiter wird. Sie wird von zahlreichen Flüssen bewässert, von denen die
Wolga der größte ist. — d. Klima. Europa gehört fast ganz der ge-
mäßigten Zone an; nur ein kleiner Teil liegt in der nördlichen kalten
Zone. Auf den W. Europas übt der Golfstrom einen großen, segensreichen
Einfluß aus; auch können die warmen S.w.-Winde weit in das Innere
des Erdteils hineinwehen. Deshalb ist Europa wärmer als andere Erd-
gebiete, welche unter denselben Breitengraden liegen. Der W. und N.w.
Europas hat ozeanisches, der O. kontinentales Klima, und es gilt die Regel:
Je weiter nach O. und N., desto kälter, je weiter nach W. und S., desto
wärmer. — Die S.w.-Winde tragen auch die Niederschläge (Regen und Schnee)
weit in das Festland hinein; daher kommt es, daß sich in Europa gar keine
Wüsten finden. Im S.o. des Erdteils kommt die Steppe vor, weil es dort
nur selten regnet. — Im S. Europas fällt die Hauptregenzeit in den
Herbst, in unsern Gegenden in den Sommer. — 6. Die bekanntesten
Staaten Europas mit den -Hauptstädten. Das Deutsche Reich (Berlin),
Österreich-Ungarn (Wien), Rußland (Petersburg), Schweden und Norwegen
(Stockholm), Dänemark (Kopenhagen), das Britische Reich (London), Frankreich
(Paris), die Niederlande (Amsterdam), Belgien (Brüssel), die Schweiz (Bern),
Portugal (Lissabon), Spanien (Madrid), Italien (Rom), die Türkei (Konstantinopel),
Griechenland (Athen), Rumänien (Bukarest), Serbien, Bulgarien, Montenegro.
A. Deutschland.
*§ 10. Deutschland tut allgemeinen, a. Lage. Deutschland liegt
etwa in der Mitte von Europa. Es wird im N. von der Nord- und Ost-
see „bespült und grenzt im N. an Dänemark, im O. an Rußland, im S.
an Österreich und die Schweiz, im W. an Frankreich, Luxemburg, Belgien und
die Niederlande. —• b. Bodengestaltung. Der s. Teil Deutschlands bildet
zum größten Teil eine Hochebene, die den Alpen vorgelagert ist. Im W.
derselben zieht sich von S. nach N. eine Tiefebene (die Oberrheinische)
dahin, durch welche der Rhein fließt. Dieselbe wird im O. vom Schwarzwald
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Extrahierte Personennamen: Biscaya
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Afrika Atlantische_Ozean Ostsee Europa Europa Italien Deutschland Donau Europas Europa Europas Europa Europas O. W. Europa Europas Europas Wien Rußland_(Petersburg Schweden Norwegen Stockholm Kopenhagen London Frankreich Paris Belgien Portugal Lissabon Spanien Madrid Italien Rom Konstantinopel Griechenland Athen Bukarest Serbien Bulgarien Montenegro Deutschland Deutschland Deutschland Europa Dänemark Schweiz Frankreich Luxemburg Belgien Niederlande Deutschlands Rhein
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 32. Friedrich Wilhelm 111.
69
4. Kriege gegen die Republik. Die Fürsten Europas schlossen
einen Bund (Koalition), um die auch ihnen bedrohliche Revolution in Franko
reich zu unterdrücken. Zahlreiche Flüchtlinge, der französischen Königs-
familie und dem Adel angehörig (Emigranten), schürten den Kriegseifer in
Deutschland. Preußen und Österreicher stelen unter der Führung des Her-
zogs Ferdinand von Braunschweig in Frankreich ein. Dieser reizte durch
ein prahlerisches Manifest (Bekanntmachung) den Unwillen aller Franzosen
und ließ auf seine großen Worte keine Taten folgen. Das Heer litt
durch ungünstige Witterung und Seuchen; zwischen Österreich und Preußen
entstand eine ernste Mißstimmung wegen der Teilung Polens, und trotz
zweier Siege der Preußen sah sich Friedrich Wilhelm Ii. zum Frieden von
Basel genötigt 1795. — Im folgenden Jahre drang der junge, aber kühne
General Napoleon Bonaparte mit seinem schlecht ausgerüsteten, aber
dem Führer blind vertrauenden Franzosenheere in Oberitalien ein, schlug die
Österreicher mehrmals, drang durch die Alpenpässe nach Steiermark und
bedrohte Wien. Dadurch ward auch Österreich zum Frieden gezwungen,
der zu Campo Formio bei Udine (Oberitalien) 1797 abgeschlossen wurde.
Das linke Rheinufer nahm Frankreich als Beute.
§ 32. Friedrich Wilhelm m. (1797—1840).
1. Charakter. Friedrich Wilhelm Iii. folgte, 27 Jahre alt, seinem
Vater in der Regierung. Der alternde Friedrich der Große hatte an ihm,
seinem Großneffen, die größte Freude gehabt. Er war ganz anderer Art
als sein Vater. Er haßte den Prunk und die Verschwendung, war einfach,
mäßig und sparsam. Er entließ die Günstlinge seines Vaters, führte wie-
der Ordnung und Sparsamkeit in die Verwaltung ein, um die Schulden,
die sein Vater hinterlassen hatte, zu tilgen. Am wohlsten fühlte sich der
König in seiner Familie. 1793 hatte er sich mit der Prinzessin Luise von
Mecklenburg-Strelitz verheiratet. Sie war die „schönste Königin", voller
Anmut, Herzensgüte und Frömmigkeit. Ihre Freundlichkeit, selbst gegen den
Geringsten, gewann ihr aller Herzen. Voll Bewunderung und herzlicher
Freude schaute das Volk auf das erlauchte Paar auf dem Throne, das durch
ein echt deutsch-christliches Familienleben allen Untertanen vorleuchtete. —
2. In den schweren Wirren, die durch die Französische Revolution
hervorgerufen waren, hoffte Friedrich Wilhelm Iii. durch Neutralität (Nicht-
beteiligung) durchzukommen, um seinem Lande den Frieden zu erhalten,
obgleich alle europäischen Staaten mit der jungen Republik in Fehde leb-
ten und fast alle unterlagen, namentlich seit sich Napoleon an die Spitze
derselben gestellt hatte. Dieser war der 1769 geborene Sohn eines Ad-
vokaten auf der Insel Korsika. Noch jung an Jahren hatte er das mächtige
Österreich zum Frieden gezwungen (1797), war daraus, um England zu
schädigen, nach Ägypten gezogen und hatte ein türkisches Heer bei den
Pyramiden (bei Kairo) geschlagen.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon_Bonaparte Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europas Franko Deutschland Frankreich Polens Basel Oberitalien Wien Udine Oberitalien Frankreich Mecklenburg-Strelitz Korsika England Kairo
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
70
§ 32. Friedrich Wilhelm Iii.
Inzwischen waren England, Rußland, Österreich und die Türkei zu
einer zweiten Koalition gegen Frankreich zusammengetreten und hatten
die Franzosen fast überall besiegt. Da kehrte Napoleon, nachdem seine
Flotte bei Abukir von den Engländern unter Nelson geschlagen worden
war, plötzlich nach Paris zurück, stürzte die bestehende Regierung und ließ
lid) zum Konsul wählen. Darauf überstieg er mit seinem Heere den Großen
L-t. Bernhard und schlug die Österreicher bei Marengo (Piemont) (1800), so
daß sie in den Frieden willigten, in welchem der Friede von 1797 bestätigt
wurde. Napoleon setzte sich 1804 die Kaiserkrone auf und nannte sich
Kaiser der Franzosen.
3. Die Auflösung des Deutschen Reiches war Napoleons nächstes
Ziel. In rücksichtsloser Weise verletzte er den Frieden und trieb darum
England, Österreich und Rußland zu einer neuen Koalition. Da sich
die süddeutschen Fürsten auf Napoleons Seite stellten, so konnte er leicht
bis an die obere Donau vordringen und nahm bei Ulm 23000 Österreicher
unter General Mack gefangen. Am Jahrestage seiner Kaiserkrönung, am
2. Dezember 1805, schlug er das russisch-österreichische Heer in der „Drei-
kaiserschlacht" bei Austerlitz in Mahren, eroberte Wien und zwang Öster-
reich zum Frieden von Preßburg; Österreich verlor Tirol (das Bayern
erhielt), Venedig und seine Besitzungen in Schwaben. — 1806 legte Kaiser
Franz die deutsche Krone nieder und nannte sich Kaiser von Öster-
reich. Napoleon verband sich mit 16 deutschen Fürsten, die unter seinem
Schutze den Rheinbund schlossen, und damit endete das Deutsche Reich
nach tausendjährigem Bestände.
4. Preußens Demütigung. Friedrich Wilhelm Iii. hatte trotz Ruß-
lands Drängen auch diesmal Frieden gehalten. Aber auch Preußen wollte
der stolze Korse in den Staub treten; darum ließ er seine Heere durch
preußische Länder marschieren und bot den Engländern Hannover an, das
er vorher an Preußen gegeben hatte. Auf solche Weise beleidigte er Fried-
rich Wilhelm Iii. in schmachvoller Weise, so daß dieser sich endlich zur
Kriegserklärung gezwungen sah, zur großen Freude der besten Männer
seiner Umgebung. Auch das preußische Heer beseelte stolze Siegeszuversicht,
die teilweise sogar, zu des Königs Schmerz, in ruhmredige Prahlerei aus-
artete. Die Zeit aber war ungünstig für Preußen, denn Österreich lag
danieder, Rußland und England waren durch Preußens langes Zaudern
gereizt, und nur Sachsen schloß sich an Preußen an. Das preußische
Heer nahm seine Aufstellung am Thüringer Walde. Ein Teil stand unter
dem Befehle des Herzogs Ferdinand von Braunschweig bei Auer-
städt und ein anderer unter dem Prinzen von Hohenlohe bei Jena.
Napoleon rückte mit großer Geschwindigkeit heran und schlug am 10. Ok-
tober 1806 die preußische Vorhut, die der kühne Prinz Louis Ferdinand
befehligte, der hierbei den Tod fürs Vaterland starb. Am 14. Oktober
trafen die Franzosen auf das preußische Hauptheer bei Auerstädt. Der
Herzog von Vraunschwcig wurde gleich am Anfange der Schlacht tödlich
verwundet, und so fehlte die einheitliche Führung. Die Preußen kämpften
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Bernhard Marengo Napoleon Napoleons Napoleons Franz Franz Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Napoleon Louis_Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Paris Napoleons England Napoleons Ulm Wien Venedig Schwaben Rheinbund England Sachsen Jena
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 32. Friedrich Wilhelm Iii.
69
4. Kriege gegen die Republik. Die Fürsten Europas schlossen
einen Bund (Koalition), um die auch ihnen bedrohliche Revolution in Frank-
reich zu unterdrücken. Zahlreiche Flüchtlinge, der französischen Königs-
familie und dem Adel angehörig (Emigranten), schürten den Kriegseifer in
Deutschland. Preußen und Österreicher fielen unter der Führung des Her-
zogs Ferdinand von Braunschweig in Frankreich ein. Dieser reizte durch
ein prahlerisches Manifest (Bekanntmachung) den Unwillen aller Franzosen
und ließ auf seine großen Worte keine Taten folgen. Das Heer litt
durch ungünstige Witterung und Seuchen; zwischen Österreich und Preußen
entstand eine ernste Mißstimmung wegen der Teilung Polens, und trotz
zweier Siege der Preußen sah sich Friedrich Wilhelm Ii. zum Frieden von
Basel genötigt 1795. — Im folgenden Jahre drang der junge, aber kühne
General Napoleon Bonaparte mit seinem schlecht ausgerüsteten, aber
dem Führer blind vertrauenden Franzosenheere in Oberitalien ein, schlug die
Österreicher mehrmals, drang durch die Alpenpässe nach Steiermark und
bedrohte Wien. Dadurch ward auch Österreich zum Frieden gezwungen,
der zu Campo Formio bei Udine (Oberitalien) 1797 abgeschlossen wurde.
Das linke Rheinufer nahm Frankreich als Beute.
§ 32. Friedrich Wilhelm Hi. (1797—1840).
1. Charakter. Friedrich Wilhelm Iii. folgte, 27 Jahre alt, seinem
Vater in der Regierung. Der alternde Friedrich der Große hatte an ihm,
seinem Großneffen, die größte Freude gehabt. Er war ganz anderer Art
als sein Vater. Er haßte den Prunk und die Verschwendung, war einfach,
mäßig und sparsam. Er entließ die Günstlinge seines Vaters, führte wie-
der Ordnung und Sparsamkeit in die Verwaltung ein, um die Schulden,
die sein Vater hinterlassen hatte, zu tilgen. Am wohlsten fühlte sich der
König in seiner Familie. 1793 hatte er sich mit der Prinzessin Luise von
Mecklenburg-Strelitz verheiratet. Sie war die „schönste Königin", voller
Anmut, Herzensgüte und Frömmigkeit. Ihre Freundlichkeit, selbst gegen den
Geringsten, gewann ihr aller Herzen. Voll Bewunderung und herzlicher
Freude schaute das Volk auf das erlauchte Paar auf dem Throne, das durch
ein echt deutsch-christliches Familienleben allen Untertanen vorlenchtete. —
2. In den schweren Wirren, die durch die Französische Revolution
hervorgerufen waren, hoffte Friedrich Wilhelm Iii. durch Neutralität (Nicht-
beteiligung) durchzukommen, um seinem Lande den Frieden zu erhalten,
obgleich alle europäischen Staaten mit der jungen Republik in Fehde leb-
ten und fast alle unterlagen, namentlich seit sich Napoleon an die Spitze
derselben gestellt hatte. Dieser war der 1769 geborene Sohn eines Ad-
vokaten auf der Insel Korsika. Noch jung an Jahren hatte er das mächtige
Österreich zum Frieden gezwungen (1797), war darauf, um England zu
schädigen, nach Ägypten gezogen und hatte ein türkisches Heer bei den
Pyramiden (bei Kairo) geschlagen.
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 32. Friedrich Wilhelm Iii.
Inzwischen waren England, Rußland, Österreich und die Türkei zu
einer zweiten Koalition gegen Frankreich zusammengetreten und hatten
die Franzosen fast überall besiegt. Da kehrte Napoleon, nachdem seine
Flotte bei Abukir von den Engländern unter Nelson geschlagen worden
war, plötzlich nach Paris zurück, stürzte die bestehende Regierung und liest
sich zum Konsul wählen. Darauf überstieg er mit seinem Heere den Großen
ilt. Bernhard und schlug die Österreicher bei Marengo (Piemont) (1800), so
daß sie in den Frieden willigten, in welchem der Friede von 1797 bestätigt
wurde. Napoleon setzte sich 1804 die Kaiserkrone auf und nannte sich
Kaiser der Franzosen.
3. Die Auflösung des Deutschen Reiches war Napoleons nächstes
Ziel. In rücksichtsloser Weise verletzte er den Frieden und trieb darum
England, Österreich und Rußland zu einer neuen Koalition. Da sich
die süddeutschen Fürsten auf Napoleons Seite stellten, so konnte er leicht
bis an die obere Donau vordringen und nahm bei Ulm 23000 Österreicher
unter General Mack gefangen. Am Jahrestage seiner Kaiserkrönung, am
2. Dezember 1805, schlug er das russisch-österreichische Heer in der „Drei-
kaiserschlacht" bei Austerlitz in Mähren, eroberte Wien und zwang Öster-
reich zum Frieden von Preßburg; Österreich verlor Tirol (das Bayern
erhielt), Venedig und seine Besitzungen in Schwaben. — 1800 legte Kaiser
Franz die deutsche Krone nieder und nannte sich Kaiser von Öster-
reich. Napoleon verband sich mit 16 deutschen Fürsten, die unter seinem
Schutze den Rheinbund schlossen, und damit endete das Deutsche Reich
nach tausendjährigem Bestände.
4. Preußens Demütigung. Friedrich Wilhelm Hi. hatte trotz Ruß-
lands Drängen auch diesmal Frieden gehalten. Aber auch Preußen wollte
der stolze Korse in den Staub treten; darum ließ er seine Heere durch
preußische Länder marschieren und bot den Engländern Hannover an, das
er vorher an Preußen gegeben hatte. Auf solche Weise beleidigte er Fried-
rich Wilhelm Iii. in schmachvoller Weise, so daß dieser sich endlich zur
Kriegserklärung gezwungen sah, zur großen Freude der besten Männer
seiner Umgebung. Auch das preußische Heer beseelte stolze Siegeszuversicht,
die teilweise sogar, zu des Königs Schmerz, in ruhmredige Prahlerei aus-
artete. Die Zeit aber war ungünstig für Preußen, denn Österreich lag
danieder, Rußland und England waren durch Preußens langes Zaudern
gereizt, und nur Sachsen schloß sich an Preußen an. Das preußische
Heer nahm seine Aufstellung am Thüringer Walde. Ein Teil stand unter
dem Befehle des Herzogs Ferdinand von Braunschweig bei Auer-
städt und ein anderer unter dem Prinzen von Hohenlohe bei Jena.
Napoleon rückte mit großer Geschwindigkeit heran und schlug am 10. Ok-
tober 1806 die preußische Vorhut, die der kühne Prinz Louis Ferdinand
befehligte, der hierbei den Tod fürs Vaterland starb. Am 14. Oktober
trafen die Franzosen auf das preußische Hauptheer bei Auerstädt. Der
Herzog von Vraunschweig wurde gleich am Anfange der Schlacht tödlich
verwundet, und so fehlte die einheitliche Führung. Die Preußen kämpften
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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